Loading ...
www.unabhaengige-listen-freiburg.de | 22.09.2023

Überfällig

Irene Vogel

15. Juni 2016 - Amtsblatt - 674

15 Jahre Hartz IV und explodierte Mieten lassen auch in Freiburg die Schere zwischen Arm und Reich auseinander driften. Notwendig wäre längst ein Sozialentwicklungsplan zur Linderung dieser Armut und Ausgrenzung. Kommunale Maßnahmen sind allerdings rar und es ist zäh dafür Mehrheiten zu finden. Oft gelingt es erst dann, wenn der Stadt die Probleme „auf die Füße“ fallen. So hat die Durchsetzung eines Sozialtickets ganze zehn Jahre gedauert.

Jüngstes Beispiel ist die seit Jahren steigende Zahl an Obdachlosen. Nach-dem wir im Februar öffentlich gemacht haben, dass die Stadtverwaltung das Nächti-gen in der Innenstadt und Umgebung nicht mehr gestattet, dass sie Obdachlose per Polizei vertreiben lässt, ohne eine Alternative anzubieten, kam sie in Zugzwang. Der schwierige Wohnungsmarkt Freiburgs – knapp und unbezahlbar – ist eine der Hauptursachen, warum immer mehr Menschen in der Wohnungslosigkeit und einer Abwärtsspirale aus Arbeitslosigkeit, Armut und Krankheit landen und dauerhaft verbleiben.

Höchste Zeit also, Wohnangebote für Wohnungslose auszubauen. Der Gemeinderat wird noch im Juni mehr Wohnheime und -plätze beschließen, differenziert nach Bedürfnissen von Familien, von Frauen und Männern, sowie weitere Notübernachtungsplätze in einer frei werdenden Notunterkunft für Geflüchtete oder im Dreikönigshaus.

Was allerdings fehlt, sind konkrete Vorschläge zur Verminderung der Woh-nungslosigkeit junger Menschen, die ihre Zukunft noch vor sich haben, ebenso wie eine Pflegeeinrichtung für die zunehmend größere Anzahl psychisch und chronisch kranker Wohnungsloser sowie wie ein weiterer Platz zum Wohnen im Wagen für jene Obdachlose, die in einem Wohnheim weder wohnen können noch wollen.
Um möglichst viele Wohnungslose wieder mit einer eigenen Wohnung zu versorgen, plant die Stadt in einem ersten Schritt Belegungsrechte für Stadtbau-Wohnungen gegen Baugrundstücke für die FSB einzutauschen. Außerdem kündigt sie ein Modell für den Zugang zum privaten Wohnungsmarkt an. Wir sind gespannt - und bleiben dran!

Irene Vogel