Wie ein Elefant im Porzellanladen…
Amtsblatt 18. November 2016 – Nr. 684
Nach langem Planungs- und Entscheidungsprozess wurde 2004 im Einvernehmen mit der Jüdischen Gemeinde ein Wasserspiegel, der die Grundrisse der alten Synagoge nachzeichnet, als würdige Form der Erinnerung für den Platz der Alten Synagoge gewählt.
Eine neue Situation entstand nun Ende Oktober, als unerwartet Fundamentreste des Gebetshauses gefunden wurden. Die Jüdische Gemeinde bat um einen Baustopp bis nach dem 9. November, dem Gedenktag an das Jahr 1938, als in Deutschland alle Synagogen durch die Nazis niedergebrannt wurden. Verständlicherweise hat der Fund große Emotionen ausgelöst und nicht nur jüdisch gläubige Bürger/innen erwarteten, dass die Stadtverwaltung nicht einfach an der Platzgestaltung festhält und plangemäß weiterbaut.
Fehlendes politisches Gespür und mangelndes Feingefühl
Für Überlegungen zum Umgang mit dem Fund hat unsere Fraktion einen Baustopp unterstützt und eine Befassung des Gemeinderats beantragt. Schließlich wäre mit der sichtbaren Erhaltung der vorhandenen alten Steine die Chance verbunden, nicht nur einen Ort des Erinnerns, sondern auch der Mahnung zu schaffen. Unbeirrt davon hat die Stadtverwaltung bereits am 3. November die oberen drei Reihen einer Fundamentmauer, die dem Weiterbau des Wasserbeckens hinderlich sind, abtragen lassen. Begründet hat sie es mit Zeitdruck, entstehenden Ausfallkosten und damit, daß der Denkmalschutz nicht gewährleistet sei. Die Folge: Trauer und Empörung, Proteste aus dem In- und Ausland und ein Riss in der Beziehung zur jüdischen Gemeinde. Soweit hätte es nicht kommen müssen! Ebenso wie unsere Fraktion sich davon überzeugen ließ, dass sich ein Wasserbecken analog zum Synagogen-Grundriss und die Konservierung der Mauerreste an derselben Stelle ausschließen, wäre ein Konsens mit der jüdischen Gemeinde sicher möglich, wenn man bereit wäre, gemeinsam mit ihr ein Konzept zu erarbeiten für den bestmöglichen Erhalt der Steine und deren Integration in eine veränderte Platzgestaltung. Eine rasche einvernehmliche Lösung ist, nachdem so viel Porzellan zerschlagen wurde, deutlich schwieriger geworden.
Gerade heute, wo durch ganz Europa ein deutlicher Rechtsruck geht und die letzten Zeitzeugen des Faschismus aussterben, ist es von Bedeutung, künftigen Generationen zeigen zu können, was nach Krieg und Faschismus übrig bleibt. Was übrig ist von der alten Synagoge – von den Nazis niedergebrannt und gesprengt und von der Nachkriegsgeneration in den fünfziger Jahren für einen Parkplatz fast vollends einplaniert - halten wir gerade deshalb durchaus für sehenswert.
Die Bedeutung des Ringens um „ein paar alte Steine“ wird klarer, wenn man in diesem Zusammenhang mit bedenkt, dass eine von Vielen geforderte Mahn- und Gedenkstätte an die NS-Zeit in Freiburg nach wie vor fehlt.
Irene Vogel
Eine neue Situation entstand nun Ende Oktober, als unerwartet Fundamentreste des Gebetshauses gefunden wurden. Die Jüdische Gemeinde bat um einen Baustopp bis nach dem 9. November, dem Gedenktag an das Jahr 1938, als in Deutschland alle Synagogen durch die Nazis niedergebrannt wurden. Verständlicherweise hat der Fund große Emotionen ausgelöst und nicht nur jüdisch gläubige Bürger/innen erwarteten, dass die Stadtverwaltung nicht einfach an der Platzgestaltung festhält und plangemäß weiterbaut.
Fehlendes politisches Gespür und mangelndes Feingefühl
Für Überlegungen zum Umgang mit dem Fund hat unsere Fraktion einen Baustopp unterstützt und eine Befassung des Gemeinderats beantragt. Schließlich wäre mit der sichtbaren Erhaltung der vorhandenen alten Steine die Chance verbunden, nicht nur einen Ort des Erinnerns, sondern auch der Mahnung zu schaffen. Unbeirrt davon hat die Stadtverwaltung bereits am 3. November die oberen drei Reihen einer Fundamentmauer, die dem Weiterbau des Wasserbeckens hinderlich sind, abtragen lassen. Begründet hat sie es mit Zeitdruck, entstehenden Ausfallkosten und damit, daß der Denkmalschutz nicht gewährleistet sei. Die Folge: Trauer und Empörung, Proteste aus dem In- und Ausland und ein Riss in der Beziehung zur jüdischen Gemeinde. Soweit hätte es nicht kommen müssen! Ebenso wie unsere Fraktion sich davon überzeugen ließ, dass sich ein Wasserbecken analog zum Synagogen-Grundriss und die Konservierung der Mauerreste an derselben Stelle ausschließen, wäre ein Konsens mit der jüdischen Gemeinde sicher möglich, wenn man bereit wäre, gemeinsam mit ihr ein Konzept zu erarbeiten für den bestmöglichen Erhalt der Steine und deren Integration in eine veränderte Platzgestaltung. Eine rasche einvernehmliche Lösung ist, nachdem so viel Porzellan zerschlagen wurde, deutlich schwieriger geworden.
Gerade heute, wo durch ganz Europa ein deutlicher Rechtsruck geht und die letzten Zeitzeugen des Faschismus aussterben, ist es von Bedeutung, künftigen Generationen zeigen zu können, was nach Krieg und Faschismus übrig bleibt. Was übrig ist von der alten Synagoge – von den Nazis niedergebrannt und gesprengt und von der Nachkriegsgeneration in den fünfziger Jahren für einen Parkplatz fast vollends einplaniert - halten wir gerade deshalb durchaus für sehenswert.
Die Bedeutung des Ringens um „ein paar alte Steine“ wird klarer, wenn man in diesem Zusammenhang mit bedenkt, dass eine von Vielen geforderte Mahn- und Gedenkstätte an die NS-Zeit in Freiburg nach wie vor fehlt.
Irene Vogel