Straßenumbennung
Amtsblatt 4. November 2016 – Nr. 683
Freiburg hat ein neues Reizthema: Die geplante Umbenennung von zwölf Straßennamen. Neben dem Rektor der Universität und den Stadtdekanen der Kirchen setzen sich auch zahlreiche Bürger in Leserbriefen und Kommentaren damit auseinander.
Diese Diskussion wurde ermöglicht durch die Arbeit einer Historiker-Kommission, die sich im Auftrag der Stadt mit Leben und Wirken aller durch Straßennamen geehrten Personen auseinandersetzte und differenziert Vorschläge zum weiteren Verfahren erarbeitete. Dies ist eine große Chance für alle in der Stadt, die mehr erfahren wollen über die so selbstverständlich gewordenen Straßennamen und die Geschichte der dadurch geehrten. Allein diese Diskussion angestoßen zu haben, ist schon ein großes Verdienst.
Freiburg stellt sich seiner Geschichte
Neben einigen Straßenamen, die aufgrund der Lebensgeschichte ihrer Namensgeber einer Erläute-rung bedürfen, sind zwölf Straßen zur Umbenennung vorgeschlagen. Dabei handelt es sich allesamt um Personen, deren Wirken weit über bloßes Mitläufertum vieler ihrer Zeitgenossen hinausging. Darunter sind aktive Förderer des nationalsozialistischen Unrechtsregimes und besonders engagierte Verfolger von „Hexen“, Verbreiter von Rassismus und Prediger des Antisemitismus. Diese Personen durch Straßennamen besonders zu ehren, verbietet sich schon angesichts unserer Verantwortung vor der Geschichte. Viele ihrer Zeitgenossen, die es schon damals besser wussten und sich teils gegen das Unrecht der bisherigen Namenspatrone engagierten, sind hingegen nicht im Straßenbild repräsentiert. Wenn nun, wie die Kommission vorschlägt, Straßenschilder nicht einfach ausgetauscht, sondern umgewidmet werden, dann ist das keine Tilgung der Geschichte, sondern überhaupt erst der Beginn, sich der eigenen Geschichte zu stellen. Der Vorschlag der Kommission sieht vor, als neue Namensgeber Personen aus dem selben historischen Kontext zu wählen, die sich dem Wirken des bisherigen Namensgebers entgegenstellten. So würde z.B. aus der Hindenburg-Straße, der als Präsident des Deutschen Reiches Hitler zum Reichskanzler ernannte und das Ermächtigungsgesetz unterschrieb, die Otto-Wels-Straße, der die letzten freien Worte im Reichstag sprach. Die alten Straßennamen würde nicht einfach verschwinden, sondern in Zusatzschildern und Apps die Gründe der Umbenennung erläutert. Zudem wäre eine entsprechende Dokumentation im Museum für Stadtgeschichte aus unserer Sicht unerlässlich.
Über’s Knie gebrochen wird nichts.
Jede Umbenennung muss in einem Einzelverfahren unter Anhörung der Bürgerschaft mittels Ge-meinderatsbeschluss erfolgen. Dabei können einzelne Umbenennungen entfallen sowie alternative Umbenennungsvorschläge eingebracht werden. Jetzt gilt es, das Verfahren überhaupt in Gang zu bringen, nicht um die Geschichte zu bereinigen, sondern um die gebotene Auseinandersetzung mit ihr überhaupt erst zu ermöglichen.
Brigitte von Savigny / Kilian Flaig
Diese Diskussion wurde ermöglicht durch die Arbeit einer Historiker-Kommission, die sich im Auftrag der Stadt mit Leben und Wirken aller durch Straßennamen geehrten Personen auseinandersetzte und differenziert Vorschläge zum weiteren Verfahren erarbeitete. Dies ist eine große Chance für alle in der Stadt, die mehr erfahren wollen über die so selbstverständlich gewordenen Straßennamen und die Geschichte der dadurch geehrten. Allein diese Diskussion angestoßen zu haben, ist schon ein großes Verdienst.
Freiburg stellt sich seiner Geschichte
Neben einigen Straßenamen, die aufgrund der Lebensgeschichte ihrer Namensgeber einer Erläute-rung bedürfen, sind zwölf Straßen zur Umbenennung vorgeschlagen. Dabei handelt es sich allesamt um Personen, deren Wirken weit über bloßes Mitläufertum vieler ihrer Zeitgenossen hinausging. Darunter sind aktive Förderer des nationalsozialistischen Unrechtsregimes und besonders engagierte Verfolger von „Hexen“, Verbreiter von Rassismus und Prediger des Antisemitismus. Diese Personen durch Straßennamen besonders zu ehren, verbietet sich schon angesichts unserer Verantwortung vor der Geschichte. Viele ihrer Zeitgenossen, die es schon damals besser wussten und sich teils gegen das Unrecht der bisherigen Namenspatrone engagierten, sind hingegen nicht im Straßenbild repräsentiert. Wenn nun, wie die Kommission vorschlägt, Straßenschilder nicht einfach ausgetauscht, sondern umgewidmet werden, dann ist das keine Tilgung der Geschichte, sondern überhaupt erst der Beginn, sich der eigenen Geschichte zu stellen. Der Vorschlag der Kommission sieht vor, als neue Namensgeber Personen aus dem selben historischen Kontext zu wählen, die sich dem Wirken des bisherigen Namensgebers entgegenstellten. So würde z.B. aus der Hindenburg-Straße, der als Präsident des Deutschen Reiches Hitler zum Reichskanzler ernannte und das Ermächtigungsgesetz unterschrieb, die Otto-Wels-Straße, der die letzten freien Worte im Reichstag sprach. Die alten Straßennamen würde nicht einfach verschwinden, sondern in Zusatzschildern und Apps die Gründe der Umbenennung erläutert. Zudem wäre eine entsprechende Dokumentation im Museum für Stadtgeschichte aus unserer Sicht unerlässlich.
Über’s Knie gebrochen wird nichts.
Jede Umbenennung muss in einem Einzelverfahren unter Anhörung der Bürgerschaft mittels Ge-meinderatsbeschluss erfolgen. Dabei können einzelne Umbenennungen entfallen sowie alternative Umbenennungsvorschläge eingebracht werden. Jetzt gilt es, das Verfahren überhaupt in Gang zu bringen, nicht um die Geschichte zu bereinigen, sondern um die gebotene Auseinandersetzung mit ihr überhaupt erst zu ermöglichen.
Brigitte von Savigny / Kilian Flaig