Unerwünschte Stadt-(teil)entwicklung
Amtsblatt 511, 11. September 2009
Die Nachfrage nach einem Zimmer in St. Luitgard, dem Studentin-nenwohnheim in der Quäkerstraße 4 ist groß; es ist das einzige Frauen-wohnheim in Freiburg und jeder der 100 Räume kostet um 200 Euro. Angesichts der günstigen Mieten nehmen die jungen Mieterinnen gern in Kauf, dass die Duschen im Keller liegen. Die gemeinsame Küchen-, Flur- und Balkonnutzung führt die Bewohnerinnen zusammen und fördert die Hausgemeinschaft, anders als in modernen Studierendenheimen, in denen kleine Appartements zu Vereinzelung führen. Diese Wohnbedingungen und der unzeitgemäße energetische Standard dienen den Befürwortern eines Abrisses in 2010 als Argument.
2011 wird es dem Bruder-Klaus-Heim in der Nachbarschaft nicht anders ergehen. Wann der Rest dieses 50er-Jahre-Ensembles incl. der Ladenzeile vis à vis des Wiehre-Bahnhofs dem Neubau-Wahn zum Opfer fallen wird, ist wohl nur eine Frage der Zeit. Unsere Fraktion bemüht sich bisher vergeblich, eine einmütige politische Lösung zu finden, damit die Eigentümerin Familienheim e.G. ihr Wohnbauvorhaben z.B. auf einem städtischen Ersatzgrundstück verwirk-lichen und das Wohnheim erhalten werden kann, denn der Abiturs- Doppeljahrgang 2012 ist eine wohnungspolitische Herausforderung, nicht nur für das Studentenwerk (SWFR), sondern für die Stadt selbst.
Der Druck des SWFR ist groß: noch ein Gebäude in der Engelber-gerstr. zu bauen scheint die einfachste Lösung. Dagegen spricht, dass ein weiteres Ensemble zerstört wird, die ursprüngliche Kreispflegeanstalt, auf dessen Gelände bereits 260 Studierende leben. Extrem nah angrenzend entstanden 120 Wohnungen neu, Parkraum und Grünflächen sind bereits zu knapp und der Stühlinger als Stadtteil mit den wenigsten Familien ist schon jetzt der dichtest besiedelte.
Gegen beide Vorhaben gibt es begründete Proteste, die unsere Unterstützung haben. Hier würde wieder günstiger Wohnraum vernichtet und da unzumutbar nachverdichtet.
Irene Vogel