Siegesdenkmal - Wohin damit?
6. April 2016 - Amtsblatt - 669
In seiner Sitzung am 28.07.15 stimmte der Gemeinderat mehrheitlich dafür, das Siegesdenkmal auf dem zukünftig neuentstehenden Platz vor der Karlskaserne zu platzieren. Der vorgesehene Standort liegt damit prominent in der Sichtachse der Kaiser-Josef-Straße, nur wenige Meter entfernt von seinem historischen Standort. Eine von der Kunstkommission geforderte öffentliche Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum vor einer endgültigen Entscheidung fand nicht statt. Der von der Kunstkommission mehrheitlich befürwortete Standort (etwas unauffälliger) vor dem Gebäude Friedrichring 2 – 6 fand keine Mehrheit.Das Siegesdenkmal wurde im März 2016 abgebaut und wird nun während der Bauarbeiten für zwei Jahre zwischengelagert. Damit ergibt sich für Gemeinderat und Öffentlichkeit nun die Gelegenheit, die bislang versäumte politische Diskussion nachzuholen und die Entscheidung für den beschlossenen Standort zu korrigieren.
Da sind zum einen städtebauliche Gesichtspunkte. Der frühere städtische Hochbauamtsleiter J. Schlippe führte 1933 in einem Gutachten aus, daß „der jetzige Standort (vor der Karlskaserne) aus städtebaulicher Sicht verfehlt“ sei und „der Platz am besten ohne Denkmal wirken würde.“ Jetzt, nach dem Abbau, kann man sich ungefähr eine Vorstellung davon machen, wie großzügig der neue Platz ohne dieses Monstrum wirken könnte.
Dann politische Aspekte: das Siegesdenkmal fiel an dem bisherigen Standort nicht groß auf. Der nun vorgesehene neue (historische) Ort bedeutet dagegen eine ungeheure Aufwertung. Und das, in einer Zeit, in der es gilt, Zeichen gegen den neu aufkommenden Nationalismus und Militarismus zu setzen. Diese neue Zentralität des Siegesdenkmals ist es vor allem anderen, die kritisch diskutiert werden muss.
Das bedeutet keineswegs, das Denkmal aus dem öffentlichen Diskurs zu verbannen. Die Debatte in der Stadt sollte vielmehr darüber geführt werden, wo ein adäquater Platz gefunden werden könnte. So gibt es schon lange den Vorschlag, im Stadtgarten an die große Rede von Rosa Luxemburg 1914 gegen den Krieg zu erinnern; in diesem Zusammenhang könnte das Siegesdenkmal zum Krieg 1870/71 zum Nachdenken anregen.
Diskussionsveranstaltung der UL am Mittwoch, den 13. April um 19:30 Uhr in der Kath. Akademie