Rathaus-Neubau noch ist nichts entschieden !
2. Dezember 2011 - Amtsblatt - 565 -
Nun wird es ernst: mit allem Nachdruck treibt die Stadtverwaltung die Pläne für einen Rathaus-Neubau auf dem Gelände des Technischen Rathauses voran. Schon im nächsten Frühjahr soll der Gemeinderat die Entscheidung fällen. Ärgerlich, dass die Rathausspitze in der Öffentlichkeit behauptet, der Gemeinderat habe bereits eine Grundsatzentscheidung getroffen. Hat er nicht, er hat lediglich eine Machbarkeits-studie in Auftrag gegeben. Und uns von der UL ist auch ganz wichtig: wir wollen das Ergebnis dieser Untersuchung prüfen und dann entscheiden, ohne Vor-Festlegungen.
Dabei gibt es verschiedene Gesichtspunkte zu berücksichtigen, z.B. natürlich die finanziellen Auswirkungen. Was wird kostengünstiger, ein Rathaus-Neubau inklusive aller Zinsbelastungen oder die Miet- und Neben- und Sanierungskosten der jetzt von der Stadtverwaltung angemieteten und eigenen Gebäude. Für die Verwaltung ist ein Neubau sicherlich bequemer und die Arbeit kann effektiver werden – wobei das weitaus wesentlicher an anderen Faktoren hängt, gerade in Zeiten des Internets.
Zu bedenken ist aber auch, welche Begleiterscheinungen ein Rathaus-Neubau für den Stühlinger mit sich bringen würde, wo mehrere Hundert Angestellte zusätzlich arbeiten würden, mit all den Auswirkungen auf Verkehr, Einzelhandel und Gastronomie und vor allem auf die Mietpreise. Mit diesen Fragen beschäftigen sich derzeit mehrere Arbeitsgruppen aus dem Stadtteil, die dabei verschiedene Szenarien (reine Verwaltungsnutzung, Neubau von Rathaus mit Wohnbebauung, mit anderen Büronutzungen etc.) entwickeln. Auswirkungen hätte ein Rathaus-Neubau aber auch auf die Wiehre (Amt für Öffentliche Ordnung) und besonders auf die Innenstadt, wo bisherige Verwaltungsnutzung abgezogen würde. Es stellt sich die Frage, ob diese Pläne nicht zu einer weiteren Vermarktung der Innenstadt führen würden, in der noch mehr Filialen von großen Ketten, Boutiquen und Handyläden Platz fänden da wo Stadtverwaltung und Dienstleistung weicht. Nicht zuletzt gehört es zu den charakteristischen Merkmalen Freiburgs, das Rathaus als politische Entscheidungszentrale in der Innenstadt zu haben.
Die damit verbundene Bürgerbeteiligung wird wieder einmal zur Farce, wenn die Verwaltungsspitze ihre Pläne wahr macht und bereits im Frühjahr 2012 den Grundsatzbeschluss für ein neues Rathaus vom Gemeinderat haben will. So positiv die verschiedenen Arbeitsgruppen aus der Bevölkerung zu bewerten sind, so absurd, dass erst danach (im Herbst 2012) über die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung, über die Stadtteil-Leitlinien für Stühlinger und Innenstadt diskutiert und entschieden werden soll.
Hendrijk Guzzoni