Sollte das mit der Entweltlichung ernst gemeint sein .
7. Oktober 2011 - Amtsblatt - 561 -
Zum Abschluss des Papst-Besuches in Freiburg gab es eine Überraschung: in seiner Rede im Konzerthaus vor 1500 ausgesuchten Gästen forderte er die katholische Kirche auf, auf ihre staatlichen und politischen Privilegien zu verzichten. Da würden uns sofort einige einfallen, z.B. die staatliche Einziehung der Kirchensteuer, ja die Tatsache eines Rechts zur Kirchensteuererhebung überhaupt, die gewaltigen zweckfreien finanziellen Leistungen des Staates an die Kirchen, - auch unser kommunaler Haushalt könnte da um einiges befreit werden -, der Religionsunterricht an staatlichen Schulen und die theologischen Fakultäten an den Universitäten. Die vom Papst geforderte „Entweltlichung“ der Kirche könnte man auch durchaus so verstehen, dass die Kirche für alle Kosten im Zusammenhang des Papst-Besuches selbst aufkommt. Neben den im städtischen Haushalt eingestellten 300.000.-€ - gegen die die UL erfolglos stimmte - wären das allein bei der Stadt Personalkosten von erheblichem Ausmaß. Einige städtische Mitarbeiter haben wochen-, ja monatelang kaum etwas anderes gemacht als Papst. 300 städtischen Bediensteten will der OB auf einer speziellen Einladung für ihren außerordentlichen Einsatz danken. Auf die Antwort des Finanzbürgermeisters auf unsere Anfrage nach den tatsächlichen Gesamtkosten einschließlich aller Personal Aufwendungen kann man gespannt sein. Das ganze Event-Wochenende passte überhaupt nicht zu der Rede des Papstes von der Entweltlichung. Sehr weltlich waren auch die massiven Einschränkungen durch städtisches Ordnungsamt und Polizei im Rahmen des Papst-Besuches. Eine Welle von Allgemeinverfügungen schränkte massiv Grundrechte viele Menschen ein, die sich fragten, wie das zu einem Gottesdienst passt. Besonders unerträglich die diskriminierende Wirkung der Schattenparker, die den ganzen Sonntag über Polizei auf ihrem Gelände dulden mussten und der „alten“ Eselswinkel- Bewohner, die über Stunden ihre Wagenburg nicht verlassen konnten. Schlimm finden wir auch, dass der Papst in seiner Freiburger Rede auf den sexuellen Mißbrauch vieler Minderjähriger durch geistliche nur insoweit einging, als dass er es „gefährlich“ nannte, wenn diese Skandale den „eigentlichen christlichen Anspruch“ verdeckten. Das klang nicht gerade nach schonungsloser Aufklärung.
Michael Moos, Fraktionsvorsitzender