Museumslandschaft im Aufbruch
28. Februar 2013 - Amtsblatt - 594
„Freiburg ist eine anastrophale Stadt, andere sind katastrophal“, diese Feststellung trifft aktuell der Konzeptkünstler und Raumutopist Georg Winter und erklärt dann anschließend, „die Anastrophe ist eine Entwicklung ins Positive, die aber auch nicht ohne Tücken ist“.
Vielleicht kann man das ganz gut auf die Gesamtsituation der Museen in Freiburg übertragen, die einen enormen Schub bekommen hat in den letzten sieben Jahren, fünf erfolgreiche Jahre davon unter ihrem Direktor Tilman von Stockhausen. Freiburgs Museen schicken sich an, aus einem gewissen Starrzustand in eine neue Lebendigkeit der Museumslandschaften zu wachsen. Dazu tragen auch die neuen Leiterinnen der einzelnen Museen bei, eine starke Frauenriege, die jetzt mit frischen Konzepten versucht, die Häuser zu öffnen und attraktiv zu machen: Ch.Litz, C. Hilti, T. Brüderlin, H.Pastor und B.Grimmer-Dehn, unterstützt vom gesamten Museumspersonal.
Vor sieben Jahren hatte der Gemeinderat den Museumsentwicklungsplan verabschiedet. Lord sei Dank! Inzwischen sind die Museen ein Schwerpunkt der städtischen Kulturpolitik geworden und ein Aushängeschild für Freiburg. Das neu angelegte Kunstdepot ist das Herz der Kunstbewahrung Die Synergien in der Organisation der einzelnen Häuser sind effizient und die Museumspädagogik ist gut aufgestellt trotz dünner Personaldecke.
Große Aufgaben sind noch zu bewältigen, wenn bis 2018 alle drei Abschnitte des zentralen Augustinermuseums fertig gestellt sein sollen. Der Umzug des stadtgeschichtlichen Museums (Leitung: P.Kalchthaler) ist dann ebenso zu vollziehen, wie die Realisierung der sogannten Dialogräume als Ersatz für einen interkulturellen Begegnungsraum, den ein zeitgemäßes ethnologisches Museum bereit gestellt hätte, auf das wir leider momentan verzichten müssen. Die auf Dauer mangelhafte Ausstellungssituation des Museums für Neue Kunst wird inzwischen offen ausgesprochen und macht neugierig auf neue Raumkonzepte. Nicht zuletzt wird auch die Forderung nach einer Erinnerungs-und Gedänkstätte für die Opfer und die Zeit des Nationalsozialismus in Freiburg zukünftig eine Rolle spielen.
Wir befinden uns also an einem wichtigen Zwischenstop in einem noch lang anhaltenden Aufbauprozess. Da wird es um fiktive, aber auch vermehrt um reale Räumlichkeiten gehen und um die Fragen an das Museum von morgen.
Atai Keller