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Kunst braucht Konzepte!

Atai Keller

Amtsblatt Nr. 40 - 28. März 2019

Wer kennt die Künstlerwerkstatt in L6, oder wer weiß, dass die einzige städtische Galerie in der Lameystraße 6 ein ambitioniertes Kunstprogramm macht? Verbannt aus der Innenstadt sind beide Einrichtungen nur noch für eine kleine Kunstgemeinde Zielorte des beständigen Interesses. Das war nicht immer so! Die Stadtverwaltung, aber auch der Gemeinderat hat die Bildende Kunst in den letzten Jahren zu wenig gefördert und somit an den Rand gedrängt. Das Kulturwerk T66 im Geiges-Turm in der Talstraße ist ein wichtiger Impulsgeber und gut verankert in der lokalen Szene, alleine die mageren städtischen Zuschüsse reichen kaum aus, um die Miete zu begleichen (Antrag von uns in der 3.Lesung).  Der viel zu zaghafte Versuch, im Jahre 2017 den Wegzug der beiden Klassen  der Karlsruher Akademie nach 6o Jahren erfolgreicher Arbeit zu verhindern, musste scheitern. Niemand in der Stadt war bereit, die Bedingungen für die junge Szene entscheidend zu verändern. So muss jetzt ein wirklicher Neuanfang gemacht werden, es gibt erste Ansätze.

Peter Dreher, lange Jahre Professor an der Freiburger Außenstelle der staatlichen Akademie Karlsruhe und renommierter Künstler, schenkte der Stadt zu seinem 80.Geburtstag 400 seiner Gläser-Bilder, doch „jeder Tag wurde damit noch nicht ein guter Tag“. Es brauchte einen Wechsel an der Stadtspitze, um auch in der Kulturpolitik einen neuen spürbaren Wind zu entfachen. Es liegt nun am Kulturamt, diesen neuen Aufbruch aufzunehmen und ihn geschickt weiter zu verbreiten. Die Szene hat ihre Aufgaben gemacht. Vertreter/innen wichtiger Kunsteinrichtungen haben sich getroffen und ein Konzept erarbeitet, welches seinen Schwerpunkt auf die Verbesserungen der konkreten Arbeitsbedingungen von Künstler/innen legt. Die Nachwuchsförderung steht dabei deutlich im Focus. Aber das Konzept will mehr. Eine Vernetzung von Kunsteinrichtungen soll eine neue Dichte von künstlerischer Intervention und Präsenz herstellen und die Attraktivität der Stadt als Kunststandort steigern. Ein biennales Kunstfestival mit mehrmonatigen Residenzen von jungen Künstler/innen will sich der Transformation der Gesellschaft und der Öffentlichkeit und vor allem den aktuellen Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens widmen. Érstmalig hat die Kulturverwaltung dem Konzept eine eigene Vorlage gewidmet, in der weitere sinnvolle Maßnahmen beschrieben sind. Kunst im öffentlichen Raum und die Kunstkommission sollen gestärkt werden. Allein die Finanzierung der eigentlichen Kernmaßnahmen bleibt weit hinter den Vorstellungen der Akteure zurück. So wird in der dritten Lesung des Haushaltes am 9.4. von uns ein Erhöhungsantrag gestellt, der hoffentlich eine Mehrheit findet.

Doch die Konzeptionierung ist damit nicht beendet. Es braucht dringend ein Konzept der Stadt zur zukünftigen Rolle von Kunst in der Entwicklung der Stadtgemeinschaft und von Quartieren und Stadtteilen (konkret: Stadtteil Dietenbach).

Atai Keller