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Die kulturelle Vielfalt steht auf der Kippe

18. Juni 2010 - Amtsblatt - 530 -

Wer sich etwas näher mit der Struktur der Einrichtungen wie dem Kommunalen Kino, der Fabrik in der Habsburgerstraße, dem E-Werk, dem Wallgrabentheater und den Freien Theater-und Tanzgruppen beschäftigt, der wird feststellen, dass hier teilweise seit Jahren eine chronische Unterfinanzierung der Etats vorliegt, welche die Einrichtung jetzt langsam zum Kollaps führen könnte. Im E-Werk, welches jetzt vor der großen Sanierung steht, weiß man zukünftig nicht, wie dieses Kulturhaus eigentlich funktionieren soll, ein minimaler Personalstamm soll ein 4 Spartenhaus führen, ohne einen Cent Programmgeld. Der Hilferuf des Wallgrabentheaters ist in der Politik angekommen, ob er erhört wird, ist völlig offen. Derweil hat das Wallgrabentheater in vorbildlicher Weise ein Gutachten erstellen lassen, welches belegt, dass dieses Kleintheater beste Auslastungszahlen und Steigerungsraten hat, finanziell jedoch an seinen Grenzen angelangt ist und der vorhandene geringe Personalstamm die Aufgaben nicht mehr bewältigen kann. Die Freien Theater haben eben eindrücklich in einem zweitägigen Symposium gezeigt, welche Kraft und Energie in ihrer Arbeit steckt, welche kreative Wechselwirkung es zwischen dem Stadttheater und den Freien Theatern geben könnte, dass dabei jedoch strukturelle Verbesserungen dringend von Nöten sind. Einig war man sich, dass die aktuelle Förderung keinen Rahmen bildet, in dem innovative Arbeit möglich ist und die gewährten Projektzuschüsse und Konzeptförderungen der Stadt als erster Zuschussgeber bei weitem nicht ausreichend sind.

Freiburger Nachhaltigkeit findet weiterhin ohne die Kunst und die Kultur statt. Investive Maßnahmen sind wichtig. Es muss jedoch auch dauerhaft die Situation der Kunstszene verbessert werden. Viele Kulturschaffenden und Künstler/innen können auf ihrem vorhandenen Lebenslevel in ihrem Bereich nicht mehr weiter arbeiten. Entsprechend sind die zahlreichen Erhöhungsanträge der Kulturträger für den nächsten Doppelhaushalt abgefaßt. Was in Hamburg „Recht auf Stadt“ heißt, könnte auch bald bei uns eine neue Bewegung werden, wenn sich soziale und kulturelle Bereiche verbinden.


Atai Keller
Stadtrat der Kulturliste