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www.unabhaengige-listen-freiburg.de | 22.09.2023

Wohltäter mit doppeltem Boden - die Volker-Homann-Stiftung

Amtsblatt 12. Februar 2018 – Nr. 712


Im Hauptausschuss am 05.02.18 steht eine Vorlage der Verwaltung „Lorettostr. 39, Bestellung eines Erbbaurechts für die Volker-Homann-Stiftung in öffentlicher Sitzung zur Abstimmung. Der Stiftung soll für einen halbierten Erbbauzins von 2 % das Erbbaurecht an einem 3.000 m2 großen städtischen Grundstück am ehemaligen Bahnwärterhäuschen, Lorettostr. 39,  eingeräumt werden. Darauf baut dann die Stiftung für 1,3 Mio. Euro eine inklusive Kindertagesstätte für eine Gruppe für Kinder unter drei Jahren und eine Gruppe mit Kindern über drei Jahren. Träger der Kita soll die AWO werden, die dafür rund 47.000 €/Jahr Miete zahlt, die sie zu 76% von der Stadt ersetzt bekommt. Kein schlechtes Geschäft für die Volker-Homann-Stiftung mit Sitz in Herdern, welches gleichzeitig der Wohnsitz von Volker Homann ist, dem Vorstand der Treubau Freiburg AG, die wiederum im Auftrag der Homann Stiftung die Kita bauen wird. Die 1,3 Mio. € zahlt also die Stiftung an die Treubau, bei der Stadt spricht man in solchen Fällen von linke Tasche, rechte Tasche. Die Treubau AG hat zuletzt durch die Übernahme der Pferdewiesen als Baugebiet von sich reden gemacht. Das unrühmlichste Kapitel ihrer Wohnbaugeschichte ist das Areal des Reinhold Schneider Hauses in der Mercystr. 2. Das Wohnhaus von Reinhold Schneider, in dem der berühmte Freiburger Schriftsteller von 1938 – 1958 lebte, steht seit 2009 leer und wurde 2013 von der Treubau AG übernommen. Immer noch unter Denkmalschutz, droht dieses ehrwürdige mit wertvollen Inneneinrichtungen ausgestattete Haus jetzt zu zerfallen und dem Vermarktungsinteresse der Treubau AG anheim zu fallen.

Die Verquickung von Interessen der Treubau, ihres Vorstandes und der gleichnamigen Stiftung mit denen der Stadt ist für uns nicht akzeptabel. Ohne Frage benötigt die Stadt dringend weitere Kitaplätze. Aber der alte Spruch „einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ verfängt hier nicht. Erstens ist der Gaul bei weitem nicht geschenkt und zweitens muss man ihm ins Maul schauen, wenn im Hintergrund eines der Schwergewichte im Freiburger Wohnungsmarkt mitspielt. Ohne ausreichende Information der nahen Lorettoschule, ohne Verkehrsprüfung, ohne grundsätzliche Diskussion im Fachausschuss, ohne genaue Standortprüfung weiterer Alternativen sollen gleichwohl im Hauptausschuss vollendete Tatsachen geschaffen werden. Das alte Bahnwärterhaus, an dem auch der Bürgerverein Interesse zeigte, ist Bestandteil der Baupläne und wird der Stiftung kostenlos übertragen.

Wir fordern eine Absetzung des Punktes im Hauptausschuss, eine ausführliche Behandlung in den Fachausschüssen und dann eine Behandlung im Gemeinderat. Zu wichtig ist uns die kritische Durchleuchtung dieses Konstrukts Kita Lorettostr. 39 und die Verquickung privater und öffentlicher Interessen.


Atai Keller, Michael Moos