Politik für Frauen ist Politik für die ganze Stadt nicht nur am 8. März
10. März 2010 - Amtsblatt - 523 -
Gibt es einen Vorrang für Frauenthemen in der Stadtpolitik? Soviel ist sicher: In der Kommunalpolitik werden Entscheidungen in Bereichen wie Kinderbetreuung, Schulwesen oder Stadtplanung getroffen, die sich unmittelbar auf das Lebensumfeld von Frauen auswirken. Hinzu kommt, dass Frauen heute mehr denn je im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf stehen. Das zieht spezifische Lebenserfahrungen und Bedürfnisse nach sich, die in kommunalpolitische Entscheidungen einfließen müssen. Hier geht es vor allem um Gleichstellungschancen, aber auch um eine nachhaltige Stadtentwicklung, um Kultur- und Freizeitangebote und nicht zuletzt um solche Maßnahmen, die die Probleme (und Rechte!) von Alleinerziehenden, Hartz-IV-Empfängerinnen und Migrantinnen ins Blickfeld rücken.Nehmen wir allein das Themenfeld Vereinbarkeit und entsprechende Forderungen nach ausreichenden und auf die jeweiligen Lebenssituationen passenden und bezahlbaren Angeboten für die Kinderbetreuung. Immerhin: Mit einer Betreuungsquote von 27,2% für unter Dreijährige steht Freiburg unter den Großstädten in Baden-Württemberg aktuell auf dem zweiten Platz. Aber in den letzten Jahren wurde noch viel zu wenig für den Ausbau getan (bis 2013 sind 39% gefordert). Zwischen 2006 und 2009 stieg die U3-Betreuungsquote um lediglich 4,5 Prozentpunkte, während in ganz Baden-Württemberg (also inklusive aller ländlichen Gebiete) der Anstieg mit 7,1 Prozentpunkten deutlich höher liegt. Auch bei der Ganztagsbetreuung in Kindergärten (also Plätze für mehr als 7 Stunden am Tag) ist die Situation äußerst schlecht: Für weniger als ein Viertel der Kinder (23%) steht in Freiburg ein Ganztagsplatz zur Verfügung. Das heißt umgekehrt, dass drei Viertel von Müttern (oder Vätern) mit Kindergartenkindern keine Arbeit annehmen können, bei der man an einem oder mehreren Tagen ganztags arbeiten geht. Und: Wer mit der Kleinkinderbetreuung anfängt darf auch nicht stehen bleiben! Flexible Ganztagsangebote bis zur Einschulung, Hort- und Betreuungskonzepte für (Grund-)Schulkinder, Ganztagsschulen und individuelle Förderungsangebote sind notwendig.
Und selbstverständlich haben Frauen je nach Alter, Beruf und Lebensumstand verschiedene Bedürfnisse und Anliegen an die Stadtpolitik. Die Herausforderung wird also sein, diesen unterschiedlichen Anforderungen der Frauen in Freiburg gerecht zu werden.