Höhere Elternbeiträge in Freiburger Kindertageseinrichtungen sind tabu
20. November 2009 - Amtsblatt - 516 -
Förderung ab den Tagen der Schwangerschaft, frühe Hilfen, bessere Bildung und Erziehung in Kindertagesstätten und längeres gemeinsames Lernen in Ganztagsschulen sind zwingend notwendige Voraussetzungen dafür, allen Kindern unserer Stadt eine wirkliche Lebensper-spektive zu geben, für ein gesundes Aufwachsen, erfolgreiche Schullaufbahn und Berufsausbildung.Auf die Bedeutung von Bildung und Erziehung wird im Kinderland Baden-Württemberg auch von der Landesregierung häufig hingewiesen; dies gilt leider keineswegs für alle Kinder und Jugendlichen. Wir wissen, dass auch in unserem Bundesland Bildung und Erziehung, schulischer und beruflicher Erfolg nicht von Fleiß und der Begabung der betroffenen Kinder, sondern schichtenspezifisch vor allem von Bildung und Einkommen der Eltern abhängig sind.
Um allen Kindern eine echte Chance zu geben, müssen alle Bildungs- und Förderungsange-bote von der Kinderkrippe bis zum Abschluss eines Hochschulstudiums kostenfrei gestellt werden. Die Stadt Heilbronn hat dies bereits in vorbildlicher Weise für ihre Kindertagesein-richtungen durchgesetzt.
Die von der Freiburger Stadtverwaltung geplante Erhöhung der Elternbeiträge für Kinder ab 3 Jahren widerspricht diesen Zielen, auch wenn das hier zur Beschlussfassung vorgelegte badische Modell Alleinerziehende und Familien mit niedrigem Einkommen finanziell etwas mehr begünstig als das württembergische Modell, das die wenigen Familien mit vielen Kindern bevorzugt.
Die neuen Förder-Richtlinien, die zum 1.1.2010 in Kraft treten sollen, enthalten Beitragserhö-hungen bis zu 23 % für Eltern über Dreijähriger; diese ergeben sich vor allem aus dem über-mäßigen Anstieg der Kosten bei längeren Betreuungszeiten. Alleinerziehenden und Eltern mit geringem Einkommen wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschwert, frühe Förde-rung der Kinder eingeschränkt. Die Erhöhung trifft 75 % aller KiTa-Eltern und besonders jene Famillien, deren Einkommen geringfügig über Sozialgeldgrenzen liegen, die also gerade keine Transferleistungen mehr erhalten.
Einer Erhöhung der Elternbeiträge werden wir aus diesen Gründen nicht zustimmen.
Lothar Schuchmann