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www.unabhaengige-listen-freiburg.de | 22.09.2023

Warum wir dringend einen neu-ausgerichteten Bildungsbericht brauchen

9. April 2010 - Amtsblatt - 525 -

In keinem anderen Land ist der „Bildungserfolg“ stärker abhängig vom Geldbeutel der Eltern als bei uns. Ganz sicher auch in Freiburg: Kinder und Jugendliche aus Tausenden Familien, die gezwungenermaßen in Armut leben müssen, haben die schlechtesten Chancen auf gute Bildung.

Diese Erkenntnis findet sich in verbalen Bekenntnissen in Wahlkampfreden durchaus wieder; sie hat es auch bis in die Einleitung des Freiburger Bildungsberichts geschafft. Auf den restlichen 111 Seiten aber suchen wir vergebens nach diesem wichtigsten Ergebnis der PISA-Studie. Keine einzige Zahl über Sitzenbleiber- und Übergangszahlen zu weiterführenden Schulen, über SchulabbrecherInnen aus armen Familien. Der Begriff „arm“ oder Armut“ kommt nach der Einleitung genauso wenig wieder vor wie „Ausgrenzung“ oder „soziale Ausgrenzung“.

Folgerichtig enthält dieses Hochglanz-Werk auch keinerlei entsprechende Problemlösungsansätze.
Das ist mehr als fatal: dient doch dieser Bildungsbericht nach Feststellung der dafür Verantwortlichen als Handlungsgrundlage für die Schwerpunkte der künftigen Freiburger Bildungspolitik. Was im Bildungsbericht ausgeklammert wird, was dort erst gar nicht vorkommt, hat sehr schlechte Chancen, in konkrete Politik umgesetzt zu werden.
Ausgeklammert wurden im Bildungsbericht leider auch viele Probleme, die Eltern und SchülerInnen auf den Nägeln brennen: die Auswirkungen von zu großen Klassen, Lehrermangel, Unterrichtsausfall, erhöhtem Leistungsdruck und der Überlastung von LehrerInnen durch G8, fehlender Schulsozialarbeit, unzureichender personeller und sachlicher Ausstattung bei Ganztagesschulen, Auswirkungen des inzwischen 5-gliedrigen Schulsystems.
All das scheint nach Auffassung der AutorInnen für die Qualität von Bildung keinerlei Rolle zu spielen.

Es ist Zeit, umzusteuern:
Wir brauchen einen Bildungsbericht, dessen Fragestellungen gemeinsam mit Schulen, Kindergärten, Eltern, SchülerInnen und Verantwortlichen anderer Bildungseinrichtungen erarbeitet wird, damit er wirklich Handlungsperspektiven aufzeigt für alle Bereiche der Bildung in unserer Stadt.