Bildung - ein Weg aus der Armut?
23. Oktober 2009 - Amtsblatt - 514 -
Seit nunmehr 3 Jahren sind wir Teil einer Bildungsregion, 2,4 Millionen Euro erhält die Stadt Freiburg jetzt für die Teilnahme am sog. LEIF-Projekt. Bestmögliche Bildungs- und damit Lebenschancen für Kinder und Jugendliche in Freiburg sollen durch diese Projekte erreicht werden.Zweifel sind angesagt, ob dieses Ziel auf diesem von der neoliberal ausgerichteten Bertelsmann-Stiftung entscheidend beeinflussten - Weg wirklich erreichbar ist. Denn: statt einer ernsthaften Analyse dessen, was im Bildungsbereich im Argen liegt und einer daraus entwickelten Zielvorgabe, was wir durch unsere Bildungsanstrengungen erreichen wollen, steht ein sehr unbestimmter Begriff von Bildungsqualität, die es zu verbessern gelte. Wozu soll Qualitätssteigerung oder -sicherung führen, wenn wir uns zunächst nicht klar machen, welche Mängel vorliegen und welche Qualität wir erreichen wollen.
In Sonntagsreden erzählen alle Politiker/innen gern von Bildung als Ausweg aus Armut. Wir wissen aber nicht erst seit PISA, dass Bildungserfolg bei uns entscheidend vom Geldbeutel der Eltern abhängt.
Etwa 6000 Kinder und Jugendliche müssen in Freiburg unter Hartz IV Armutsbedingungen leben, die Kinder der Bezieher/innen von Hungerlöhnen sind kaum besser dran (19000 Freiburger/innen sind ausschließlich geringfügig beschäftigt). Doch im groß herausgebrachten ersten Freiburger Bildungsbericht kommt der fatale Zusammenhang zwischen Armut und Bildungsmisserfolg praktisch nicht vor.
Wir brauchen eine Bestandsaufnahme als ersten Schritt: wie viele Hartz IV-Kinder schaffen es bis in die Oberstufen unserer Gymnasien, wo liegen die konkreten Hemmnisse auf der Bildungsleiter für Arme? Was hindert, trotz aller Anstrengungen von Lehrer/innen und Erzieher/innen, Kinder aus unteren sozialen Schichten am Bildungserfolg? Einführung von G8, zu große Klassen, fehlende Schulsozialarbeit, fehlender Förderunterricht...?
Und wir brauchen dringend eine klare Zielsetzung für viel stärkere Anstrengungen für Bildung in Freiburg: Jedes Kind und jeder Jugendliche in unserer Stadt muss die für seine Situation angemessenen Möglichkeiten bekommen, Benachteiligte ganz besonders. Sonst bleibt es bei den Sonntagsreden. Und bei der wachsenden Armut auch in Freiburg!